Fernidentifizierung bei Banken 2024

Welche Fernidentifikation wird am häufigsten eingesetzt? Welche Veränderungen sind in den letzten Jahren zu beobachten und gibt es Unterschiede zwischen den Bankengruppen?

Wir haben den aktuellen Stand der Fernidentifizierung deutscher Banken untersucht und die Entwicklungen der letzten Jahre analysiert.

Dabei wurden Geschäfts-, Direkt- und Neobanken betrachtet, um die eingesetzten Lösungen zur Fernidentifizierung zu erfassen. Unser Fokus lag auf den Identifikationsverfahren, die beim Onboarding von Girokonten in den Jahren 2021 bis 2024 verwendet wurden.

 

 

Videoident bleibt (vorerst) das am häufigsten eingesetzte Identverfahren, aber eID bei Direktbanken und Selfie Ident bei Neobanken sind auf dem Vormarsch.
Kernergebnisse
  1. Videoident ist bei Geschäfts- und Direktbanken gesetzt, Neobanken nutzen zunehmend Alternativen (Selfie Ident)
  2. Postident weiterhin vorhanden
  3. eID nur bei Direktbanken im Einsatz, Neobanken verzichten noch auf die eID
  4. Kontoident nur bei einer Neobank im Einsatz
  5. Selfie Ident scheint die „neue“ Brückentechnologie zu sein, eID setzt sich noch nicht durch

Entwicklung der Identverfahren 2021-2024

Das Videoidentverfahren hat in den letzten Jahren Postident den Rang abgelaufen und bleibt dennoch eine (nicht-digitale) Übergangslösung und Brückentechnologie. Wie hat sich die Durchdringung der einzelnen Verfahren in den letzten Jahren entwickelt?

Videoident

Videoident

Das Videoident-Verfahren hat sich bei Geschäfts- und Direktbanken als dominierendes Identifikationsverfahren etabliert. Bis 2024 haben alle Geschäftsbanken dieses Verfahren in ihr Giro-Onboarding integriert. Direktbanken haben in den letzten vier Jahren durchgehend auf Videoident gesetzt, wodurch es zum zentralen Legitimationsverfahren in diesem Segment wurde.

Neobanken hingegen haben bereits 2022 begonnen, Alternativen zum Videoident-Verfahren zu implementieren. Diese Entwicklung zeigt eine zunehmende Diversifizierung der Identifikationsmethoden in diesem Bereich. Bis 2024 bietet nur noch jede zweite Neobank das Videoident-Verfahren an, was auf eine deutliche Verschiebung hin zu anderen Identifikationslösungen hinweist.

 

Postident

Postident

Das Postident-Verfahren hat sich als eine stabile Alternative zu den digitalen und pseudo-digitalen Identifikationslösungen etabliert. Es wird von allen Bankengruppen – einschließlich Geschäfts-, Direkt- und Neobanken – angeboten. Trotz des Trends zu digitalen Verfahren bleibt das Postident-Verfahren relevant und wird weiterhin genutzt.

Interessanterweise bieten auch Neobanken das Postident-Verfahren an. Dies zeigt, dass selbst in einem stark digitalisierten Umfeld traditionelle Identifikationsmethoden ihren Platz behalten.

 

eID

eID

Das eID-Verfahren, obwohl vollständig digital und komfortabel, hat Schwierigkeiten bei der breiten Akzeptanz und Durchdringung.

  • Sparkassen: Obwohl das eID-Verfahren grundsätzlich für alle Sparkassen verfügbar ist, verzichtet die betrachtete Sparkasse Köln Bonn auf dessen Einsatz. Dies deutet auf eine Zurückhaltung bei der Implementierung hin, möglicherweise aufgrund fehlender Nachfrage oder interner Prioritäten.
  • Hypovereinsbank: Diese Bank bot das eID-Verfahren in den Jahren 2022 und 2023 an, stellte das Angebot jedoch 2024 ein. Dies könnte auf eine mangelnde Nutzung durch die Kunden oder auf strategische Änderungen innerhalb der Bank zurückzuführen sein.
  • Direktbanken: Im Gegensatz dazu setzen Direktbanken verstärkt auf die eID. Bereits 2024 haben zwei von drei betrachteten Direktbanken dieses Verfahren implementiert.

Ein wesentlicher Faktor für die schleppende Verbreitung der eID ist das Fehlen klar definierter Einsatzbereiche innerhalb der Banken. Ohne spezifische Anwendungsfälle bleibt die Implementierung fragmentiert. Ein weiterer limitierender Faktor ist die geringe Anzahl an Kunden, die ihre eID aktiviert haben. Ohne eine kritische Masse an Nutzern bleibt das Verfahren ineffektiv.

 

Selfie Ident

Selfie Ident

Das Selfie-Ident-Verfahren hat sich als bevorzugte Identifikationsmethode bei Neobanken etabliert. Bereits jede zweite Neobank nutzt diese Alternative zum Videoident-Verfahren. Dies zeigt eine klare Tendenz zur Akzeptanz und Implementierung innovativer, benutzerfreundlicher und günstiger Identifikationsmethoden in diesem Segment.

Im Gegensatz dazu zeigen sich Geschäfts- und Direktbanken zögerlich bei der Einführung des Selfie-Ident-Verfahrens. Keine der betrachteten Geschäfts- oder Direktbanken hat dieses Verfahren im Einsatz.

Die unterschiedliche Akzeptanz des Selfie-Ident-Verfahrens zwischen Neobanken und traditionellen Banken unterstreicht die Innovationsbereitschaft und Flexibilität der Neobanken. Während Neobanken schnell auf neue Technologien setzen, bleiben traditionelle Banken vorsichtiger und setzen weiterhin auf etablierte Verfahren.

 

Kontoident

Kontoident

Das Kontoident-Verfahren, das ebenfalls eine komfortable und digitale Lösung darstellt, hat bisher keine signifikante Verbreitung unter den Identifikationslösungen gefunden. Bisher setzt lediglich eine Neobank auf das Kontoident-Verfahren, und dies auch nur ergänzend zu anderen Legitimationsverfahren.

Bei Geschäfts- und Direktbanken wird meist auf Videoident gesetzt, wobei das Postident-Verfahren relevant bleibt. Direktbanken setzen zunehmend auf die eID, während Neobanken vor allem Selfie Ident als Alternative zu Videoident einsetzen.

Entwicklung der Identverfahren nach Bankengruppen 2021-2024

Wie werden die Identverfahren in den Bankengruppen genutzt, welche Entwicklungen gilt es zu beachten?

Geschäftsbanken

Das Videoident-Verfahren bleibt das bevorzugte Identifikationsverfahren bei Geschäftsbanken. Trotz der Dominanz des Videoident-Verfahrens bleibt das Postident-Verfahren relevant. Dies ist auf die traditionelle Nutzung und die Akzeptanz bei bestimmten Kundengruppen zurückzuführen. Es bietet eine alternative Methode für Kunden, die digitale Lösungen nicht nutzen können oder wollen.

Erstaunlicherweise bietet nur knapp die Hälfte der Geschäftsbanken eine Legitimation vor Ort in den eigenen Filialen an. Dies ist bemerkenswert, da viele Banken über zu wenig Kundenkontakt in den Filialen klagen.

Nur die Hypovereinsbank (HVB) hat in den letzten Jahren das eID-Verfahren angeboten. Allerdings wurde dieses Angebot 2024 wieder eingestellt. Dies könnte auf eine geringe Nutzung durch die Kunden oder auf interne strategische Anpassungen hinweisen.

 

Direktbanken

Das Videoident-Verfahren bleibt das bevorzugte Identifikationsverfahren bei Direktbanken. Die Haltung gegenüber dem Postident-Verfahren ist ambivalent. Der Einsatz dieses Verfahrens schwankt im Verlauf der letzten Jahre, was auf eine Unsicherheit oder wechselnde strategische Prioritäten hinweisen könnte. Einige Direktbanken bieten es weiterhin als alternative Methode an, während andere es zugunsten digitaler Lösungen reduzieren.

Es zeichnet sich eine klare Tendenz zur Nutzung des eID-Verfahrens ab. Direktbanken integrieren die eID zunehmend in ihre Identifikationsprozesse, jedoch meist ergänzend zu anderen Verfahren. Dies zeigt, dass die eID als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme und Komfortfunktion betrachtet wird, aber noch nicht als alleinige Lösung etabliert ist.

Neobanken

Bei Neobanken ist eine deutliche Tendenz weg vom Videoident-Verfahren zu beobachten. Diese Entwicklung zeigt sich besonders im Jahr 2024, in dem bereits ebenso viele Neobanken das Selfie-Ident-Verfahren einsetzen wie das Videoident-Verfahren. Diese Verschiebung ist bemerkenswert, da Neobanken typischerweise entweder Videoident oder Selfie-Ident als Identifikationsmethode anbieten.

Die eID spielt bei Neobanken keine Rolle. Eine Neobank hat das Kontoident-Verfahren als ergänzende Identifikationsmethode eingeführt.

Da Neobanken die Trends der Zukunft - auch für Direkt- und Geschäftsbanken - setzen, ist davon auszugehen, dass Selfie Ident als Übergangslösung das Maß der Dinge sein wird. Wie lange es dauert bis Selfie Ident der Videolegitimation den Rang abläuft, wird vor allem von der Wechselgeschwindigkeit der Geschäftsbanken abhängen.

Beispiele Deutsche Post POSTIDENT

Die Identlösung der Deutschen Post - POSTIDENT - bietet verschiedene Identverfahren an und Banken entscheiden welche Lösungen sie ihren Kunden anbieten wollen.

 

Volkswagen Bank

Die Volkswagen Bank bietet alle Verfahren an und Kunden werden auf die Einstiegseite der Deutschen Post geleitet.

ING Deutschland

Die ING Deutschland hat sich entschieden nur zwei Verfahren anzubieten, Videoident und eID.

HVB

Und die Hypovereinsbank bietet 2024 ausschließlich Videoident an.

 

Da Neobanken die Trends der Zukunft - auch für Direkt- und Geschäftsbanken - setzen, ist davon auszugehen, dass Selfie Ident als Übergangslösung das Maß der Dinge sein wird. Wie lange es dauert bis Selfie Ident der Videolegitimation den Rang abläuft, wird vor allem von der Wechselgeschwindigkeit der Geschäftsbanken abhängen.

Alle Detailergebnisse, Grafiken und Rohdaten stehen auch zum Download für Sie bereit!

dc intelligence
So haben wir getestet
Über den dc score
favicon

Studie jetzt kostenlos herunterladen

Um die Studie zu erhalten, füllen Sie bitte folgendes Formular aus. Anschließend senden wir Ihnen einen Link zur Studie.

Fernidentifizierung bei Banken 2024

Inhaltsverzeichnis

dc intelligence
So haben wir getestet
Über den dc score
favicon
mehr lesen
Studie
Kreditkarten Onboarding
Banking
Kreditkarten ohne neues Konto: Wie können Kreditkarten digital eröffnet werden, ohne direkt das bestehende Girokonto zu wechseln oder mit umzuziehen?...
Studie
UPDATE App-Onboarding: Sparkassen & OLB im Vergleich mit Revolut & N26
Banking
App-Onboarding für Neukunden: Halten die Sparkassen im Vergleich mit OLB, Revolut und N26 mit?...
Studie
App-Onboarding: OLB im Vergleich mit Revolut und N26
Banking
App-Onboarding für Neukunden: Wie schlägt sich die Oldenburgische Landesbank im Vergleich mit Revolut und N26?...
Wie haben wir getestet?
  • Einsatz unterschiedlicher Identverfahren bei den Banken im Rahmen des Giro-Onboardings
  • Betrachtung für die Jahre 2021 bis 2024
  • auf Grund wechselnder Produktangebote der Banken und abweichender Anzahl Banken je Bankengruppe kann es zu statistischen Ungenauigkeiten kommen

 

 

Über den dc-Score

Mit dem dc-Score wollen wir einen objektiven und nachvollziehbaren Erfüllungsgrad für die Qualität digitaler Lösungen einführen.

Der dc-Score wird auf einer Skala von 0 (schlecht) bis 100 (perfekt) abgetragen und soll so für eine Vergleichbarkeit von digitalen Lösungen stehen.

Nachdem wir in den letzten Jahren eine Vielzahl von Benchmarkings beauftragt und im Kundenauftrag begleitet haben, missfiel uns immer wieder, dass entweder eine Bewertung des Geschäftsmodells oder aber eine UX/UI-Bewertung erfolgte. Nie wurde versucht, die berechtigten wirtschaftlichen Interessen der Bank und die Kundenerwartungen in einem Benchmarking zu untersuchen.

Unser Anspruch und Antritt ist genau das sicherzustellen: Eine ausgewogene Betrachtung der wirtschaftlichen Wirkung für die Bank (Optimierung der Vertriebs- und Prozesskosten, Margenausweitung, usw.) und der Nutzererwartungen. Die wirtschaftliche Wirkung für die Bank bemessen wir im Digitalisierungsgrad und gewichten ihn mit 70%, während wir die Kundenerwartungen mit dem Bedienkomfort bewerten und mit 30% gewichten. Die beiden Kriterien schließen sich selbstverständlich nicht aus und sind auch nicht überschneidungsfrei.

Ready for take-off
AI
Banking
Crypto

Wir sind überzeugt: Deutschland ist digital underbanked – und das wollen wir ändern!

Ob AI, Banking oder Crypto, digit.cologne widmet sich der digitalen Transformation von Finanzdienstleistern.

Wir bringen im Schnitt mehr als 15 Jahre Berufserfahrung und Beteiligungen an zahlreichen Digitalisierungsprojekten mit, in den Bereichen Banking, Payment, Crypto und Wealth Management.

Bei digit.cologne kommen wir zusammen, um Finanzdienstleister auf ihrem Weg durch digitale Transformationsprozesse zu begleiten.

Wir freuen uns darauf, mit Ihnen in Kontakt zu treten.

alexander stankoswki
Alexander Stankowski
Consultant
Leonhard Walter
Consultant
pascal schade
Pascal Schade
Consultant
Joshua Olbrich
Consultant
Moritz Braun
Consultant
Tobias Ehret
Geschäftsführer