Derzeit operieren viele KI-Modelle, wie die von OpenAI, als zentralisierte Einheiten, die auf Servern großer Technologieunternehmen laufen. Ein Paradigmenwechsel hin zu individualisierten, lokalisierten KI-Modellen durch ressourcenärmere und spezialisierte KI-Systeme könnte jedoch zu einer dezentraleren Landschaft führen, in der jeder seinen persönlichen KI-Assistenten hat. Kombiniert man dies mit den Möglichkeiten dezentraler Finanzinfrastrukturen wie Blockchaintechnologie, den zugehörigen Kryptowährungen und Smart Contracts, entsteht in der Konvergenz von künstlicher Intelligenz (KI) und DeFi eine neue „agentische Wirtschaft“. In diesem Paradigma könnten KI-Agenten, personalisierte digitale Entitäten, Finanzgeschäfte aller Art im Namen von Individuen und Unternehmen übernehmen. Diese Entwicklung wirft bedeutende Fragen zur Zukunft des Technologieeigentums, der Privatsphäre und der Dezentralisierung auf. Doch zunächst zu den Grundlagen.
Von Embedded Finance KI …
Ein Trend, der sich bereits abzeichnet, ist die Integration von KI-Fähigkeiten in bestehende Finanzanwendungen. Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, welche Möglichkeiten beispielsweise Apple hat, wenn Apple Intelligence ins Apple Wallet integriert wird. Dies beginnt bei personalisierten Einblicken und Empfehlungen für alle Karten, Konten oder Treuekarten im Wallet. Hier könnte Apple Intelligence dabei helfen, die Karte auszuwählen, die beim Bezahlen die Prämien maximiert, Spargewohnheiten einrichtet und sogar sicherstellt, dass mit Brokerage und Sparen Steuervorteile maximiert werden. Mit Siri könnte man mit seinem Geld „sprechen“ und Coaching zur Verbesserung erhalten. Die Fähigkeit, Bilder und Dokumente zu verarbeiten, bedeutet, dass Apple im Kontext der Transaktionen auch die Steuern verstehen könnte. Durch die Einbettung von KI-Funktionen in das Apple Wallet könnte dieses zum Zentrum des Consumer Fintech werden, indem es Zahlungen, Ausweise, Tickets und andere finanzrelevante Informationen an einem sicheren Ort bündelt. Viele andere Fintechs werden einen ähnlichen Ansatz verfolgen, doch Apples Fokus auf Datenschutz und sichere Datenverarbeitung verschafft dem Unternehmen dabei einen Vorteil bei der Handhabung sensibler Finanzdaten. Unter dem Strich sind solche integrierten KI-Systeme jedoch wenig dezentralisiert und schon gar nicht autonom.
… zur Entstehung autonomer Finanzagenten
Während die Integration von KI in bestehende Anwendungen bereits im Gange ist, zeichnet sich am Horizont eine noch radikalere Entwicklung ab: die Entstehung autonomer Finanzagenten. Dabei handelt es sich um KI-gesteuerte Entitäten, die in der Lage sind, durch das Aufsetzen auf dezentraler Finanzinfrastruktur eigenständig Finanztransaktionen durchzuführen, Vermögenswerte zu verwalten und mit anderen Akteuren im Finanzsystem zu interagieren. Mit traditioneller Finanzinfrastruktur wäre dies nicht oder nur ineffizient möglich. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die Übernahme von Character.AI durch Google für mehrere Milliarden Dollar. Noch haben die auf der Plattform angebotenen KI-Agenten rudimentäre Fähigkeiten wie das Führen von Konversationen und das Generieren von Bildern. Ein konkreteres Beispiel für die Entstehung autonomer Finanzagenten findet man bei Olas oder in den neuen APIs von Coinbase, die es KI-Agenten ermöglichen, nahtlos mit Blockchain-Netzwerken zu interagieren. Die APIs von Coinbase bieten eine Reihe von Funktionen, die es KI-Agenten erleichtern, am Krypto-Ökosystem teilzunehmen, darunter:
- Fiat-Onramp: KI-Agenten können problemlos Fiat-Währungen in Kryptowährungen umwandeln und auf die Blockchain übertragen.
- Sichere Wallets: APIs ermöglichen es KI-Agenten, sichere digitale Wallets einzurichten und zu verwalten.
- Gebührenfreie Transaktionen: KI-Agenten können Transaktionen ohne zusätzliche Kosten durchführen und Gelder global transferieren.
- Sofortige Abwicklung: Transaktionen werden in Echtzeit abgewickelt, ohne Verzögerungen oder Wartezeiten.
- Smart Contracts: KI-Agenten können Smart Contracts ausführen und komplexe Vereinbarungen automatisch abwickeln.
Durch die Nutzung solcher APIs können KI-Agenten zu autonomen Akteuren im Finanzökosystem werden. Sie können eigenständig Transaktionen durchführen, Vermögenswerte verwalten und mit anderen Teilnehmern interagieren, ohne auf menschliche Eingriffe angewiesen zu sein. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für die Automatisierung von Finanzprozessen und die Schaffung intelligenter, selbstständig agierender Systeme.
Fazit
Die Entwicklung von integrierten KI-Modellen und autonomen Finanzagenten birgt natürlich regulatorische Fragen, viele Sicherheitsrisiken sowie die Etablierung neuer ethischer Standards. Die Dezentralisierung von KI erfordert neue Governance-Modelle und Kontrollmechanismen von Unternehmen und Staaten, um Missbrauch und unbeabsichtigte Konsequenzen zu vermeiden. Wie die Antworten auf diese Fragen aussehen, wird sich aber erst in Zukunft herausstellen. Gleichzeitig eröffnen diese Technologien enorme Chancen für Effizienz, Personalisierung und Inklusion im Finanzsektor. Durch die Automatisierung von Prozessen und die Reduzierung von Transaktionskosten können Finanzdienstleistungen einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. KI-gestützte Systeme können personalisierte Empfehlungen und Dienstleistungen anbieten, die auf die individuellen Bedürfnisse und Präferenzen der Nutzer zugeschnitten sind. Viele Unternehmen treiben diese Entwicklung voran und setzen neue Standards für den Einsatz von KI in der Finanzbranche. Durch die Verschmelzung von KI, Krypto und Blockchain entstehen innovative Lösungen, die das Potenzial haben, die Finanzlandschaft grundlegend zu verändern. Es gilt jedoch, diese Technologien verantwortungsvoll und ethisch einzusetzen, um das Vertrauen der Nutzer zu gewinnen und langfristig erfolgreich zu sein.