Krypto Payments: Wann kommt die Massenadaption?

Krypto Payments
Dieser Fachbeitrag bietet eine umfassende Analyse der aktuellen Entwicklungen im Bereich Krypto Payments, beleuchtet die Rolle von Stablecoins und zeigt auf, wie große Zahlungsdienstleister wie Stripe oder Visa an der Zukunft des Zahlungsverkehrs arbeiten.

Unser Zahlungssystem befindet sich in einem fundamentalen Wandel: Während Bargeld in Europa im Jahr 2023 nur noch 20% der Transaktionen ausmacht und in den USA sogar nur noch 11% der Zahlungen im Einzelhandel mit Cash erfolgten, gewinnen digitale Zahlungsmethoden rasant an Bedeutung. Kryptowährungen, allen voran Stablecoins wie USDT und USDC, entwickeln sich zu etablierten Zahlungslösungen.

Die Frage nach dem Mainstream-Durchbruch von Krypto Payments beschäftigt die Finanzwelt seit Jahren. Während 2024 bereits 6,8% der Weltbevölkerung – über 560 Millionen Menschen – Kryptowährungen besitzen, zeigt sich nun ein klarer Trend: Nicht Bitcoin oder Ethereum, sondern Stablecoins könnten der Schlüssel zur breiten Adaption sein. Mit einer Marktkapitalisierung von über 184 Milliarden US-Dollar (Stand Nov. 2024) und einem Anteil von etwa 60% am gesamten On-Chain-Transaktionsvolumen haben sich Stablecoins als bevorzugtes Zahlungsmittel im Krypto-Ökosystem etabliert.

Besonders interessant ist dabei die Entwicklung außerhalb der USA: Während der Anteil von Stablecoin-Transaktionen auf US-regulierten Krypto-Börsen von etwa 50% in 2023 auf unter 40% in 2024 gesunken ist, verzeichnen nicht-US-regulierte Plattformen einen deutlichen Anstieg auf über 60%. Dies zeigt, dass der eigentliche Durchbruch von Krypto-Zahlungen möglicherweise nicht in den etablierten Finanzmärkten, sondern in Schwellenländern stattfindet, wo der Bedarf an stabilen digitalen Zahlungsmitteln besonders groß ist.

Krypto Payments: Ein „Layered Cake“ Modell

Bevor wir die aktuellen Entwicklungen im Krypto Payment Bereich genauer unter die Lupe nehmen, macht es Sinn, sich zum besseren Verständnis die Architektur von Krypto-Zahlungssystemen etwas genauer anzusehen. Diese lässt sich am besten als mehrschichtiges Modell verstehen, bei dem jede Ebene eine essenzielle Funktion erfüllt.

Die Verteilungsschicht (Distribution Layer)

Die unterste und grundlegendste Ebene bildet die Verteilungsschicht, die von etablierten Payment Service Providern (PSPs) wie Stripe, PayPal oder Shift4 bereitgestellt wird. Diese PSPs verfügen bereits über eine massive Infrastruktur und Verbindungen zu tausenden von Händlern weltweit. Ihre zentrale Aufgabe besteht darin, Krypto-Zahlungen nahtlos in bestehende Checkout-Prozesse zu integrieren.

Die Orchestrierungsschicht (Orchestration Layer)

Die mittlere Schicht – die Orchestrierungsschicht – wird durch spezialisierte Dienste wie Bridge, Paxos, Fireblocks oder Zero Hash bereitgestellt. Diese Ebene fungiert als technologische Brücke und bietet „Stablecoin-as-a-Service“ über APIs an. Sie ermöglicht es PSPs, Stablecoins zu halten, zu kaufen, zu verkaufen und zu prägen.

Die Verbindungsschicht (Connection Layer)

Die oberste und für den Endnutzer wichtigste Ebene ist die Verbindungsschicht. Sie ermöglicht es Nutzern, ihre Krypto-Wallets zu verbinden und mit verschiedenen Krypto-Assets zu bezahlen – ähnlich wie sie ein Bankkonto oder eine Kreditkarte verbinden würden. Diese Schicht ist entscheidend für die Benutzerfreundlichkeit des Systems.

Die Verbindungsschicht löst dabei ein kritisches Problem: Nutzer sollen nicht gezwungen sein, sich mit komplexen Transaktionen, Asset-Konvertierungen oder Gebührenberechnungen auseinanderzusetzen. Stattdessen soll ein nahtloses Zahlungserlebnis geschaffen werden, bei dem beispielsweise auch dann gezahlt werden kann, wenn der Nutzer USDT besitzt, der Händler aber nur PYUSD akzeptiert.

Aktuelle Entwicklungen und Partnerschaften

Unternehmen wie Stripe, Crypto.com, Fireblocks, Visa und Coinbase haben in den letzten Monaten große Fortschritte gemacht, um Kryptowährungen als Zahlungsmittel für den Massenmarkt zugänglicher zu machen.

Stripe

Nach einer sechsjährigen Pause hat Stripe, einer der weltweit führenden Zahlungsdienstleister, mit der jüngsten Einführung seiner neuen Stablecoin-Zahlungsfunktion ein Comeback im Krypto-Zahlungsmarkt gemacht. Bereits am ersten Tag nutzten nach eigenen Angaben Kunden aus 70 Ländern den neuen Service, was die weltweite Nachfrage nach alternativen Zahlungslösungen unterstreicht. Stripe unterstützt Stablecoins wie USDC auf Ethereum, Solana und Polygon sowie den Pax Dollar (USDP) auf Ethereum und Solana. Alle Transaktionen werden in US-Dollar umgerechnet und sofort in den Stripe-Wallets verbucht, wobei eine Gebühr von 1,5 % des Transaktionsbetrags anfällt.

Mit dem Kauf des Stablecoin-Infrastruktur-Startups Bridge für 1,1 Milliarden US-Dollar hat Stripe seine strategische Ausrichtung weiter bekräftigt. Durch die Integration von Bridge kann Stripe nun eine stabile und skalierbare Infrastruktur für Stablecoin-Transaktionen anbieten.

Ingenico und Crypto.com

Die Partnerschaft zwischen Ingenico, einem weltweit führenden Anbieter von Zahlungslösungen, und Crypto.com, einer der größten Krypto-Plattformen, markiert einen weiteren bedeutenden Schritt in Richtung der breiten Akzeptanz von Kryptowährungen im Einzelhandel. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es Händlern auf der Ingenico-Plattform, Krypto-Zahlungen zu akzeptieren und gleichzeitig die Abrechnung in ihrer lokalen Währung wie Euro, Britischem Pfund oder US-Dollar zu erhalten. Dies beseitigt das Währungsrisiko für Händler, das oft als eine der größten Hürden bei der Akzeptanz von Kryptowährungen angesehen wird.

Im Zentrum dieser Lösung steht Ingenicos neue Händler-Wallet, die mit den AXIUM Android-Terminals verbunden ist. Diese Terminals vereinfachen die Interaktionen von Händlern mit der Krypto-Welt und ermöglichen eine nahtlose Integration von Krypto-Zahlungen neben bestehenden Zahlungsmethoden. Dies bedeutet, dass Händler Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum genauso einfach akzeptieren können wie Kreditkarten oder andere digitale Zahlungsmethoden. Ein weiterer Vorteil für Verbraucher ist die Möglichkeit, Belohnungen über Crypto.com Pay zu verdienen, was zusätzliche Anreize für die Nutzung von Kryptowährungen bietet.Die Partnerschaft zielt darauf ab, Krypto-Zahlungen in alltäglichen Situationen zu normalisieren und das Einkaufserlebnis sowohl für Händler als auch für Verbraucher zu verbessern.

Dies ist ein wichtiger Schritt zur Schaffung eines globalen Netzwerks von Händlern, die Kryptowährungen als Zahlungsmittel akzeptieren. Besonders in Regionen mit schwachen lokalen Währungen oder ineffizienten Bankensystemen könnte dies den Zugang zu globalen Märkten erheblich erleichtern.

Fireblocks und Borderless

Fireblocks, ein führender Anbieter für digitale Asset-Verwahrung und Abwicklung, hat sich mit Borderless, einem blockchain-basierten Anbieter für grenzüberschreitende Zahlungen, zusammengeschlossen. Diese Partnerschaft nutzt die Technologien von Fireblocks, z.B. die Payments Engine oder Wallet as a Service (WaaS), um die Zahlungsinfrastruktur von Borderless zu verbessern. Durch die Integration erhält Borderless Zugang zum Fireblocks-Netzwerk, das über 1.500 institutionelle Teilnehmer verbindet. Dies ermöglicht es Borderless-Kunden, sowohl Stablecoin- als auch Fiat-Transaktionen über mehrere Blockchain-Netzwerke hinweg abzuwickeln und so interoperable Zahlungsströme zu schaffen.

Finanzinstitute können nun Fiat- und Krypto-Transaktionen nahtlos miteinander verbinden und dabei bestehende inländische Bankensysteme nutzen. Dies erleichtert insbesondere grenzüberschreitende Zahlungen und bietet eine sichere, skalierbare Lösung für institutionelle Kunden, die auf regulierte Zahlungskanäle angewiesen sind.

Die Partnerschaft adressiert zudem regulatorische Anforderungen durch Fireblocks‘ Compliance-Architektur, die sicherstellt, dass globale Standards eingehalten werden. Dies ist besonders wichtig für Unternehmen, die in verschiedenen Märkten tätig sind und eine sichere sowie konforme Infrastruktur benötigen. Mit einem bisher abgewickelten Transaktionsvolumen von über 6 Billionen US-Dollar bringt Fireblocks erhebliche Skalierungsmöglichkeiten in diese Kooperation ein.

Diese Entwicklung könnte einen bedeutenden Schritt zur Massenadoption von Krypto-Zahlungen darstellen. Sie zeigt auf, wie durch sichere und regulierte Infrastrukturen das Vertrauen in Krypto-Zahlungen gestärkt werden kann – ein entscheidender Faktor für die Akzeptanz bei großen Finanzinstitutionen und Unternehmen weltweit.

Visa und Coinbase

Die Zusammenarbeit zwischen Coinbase und Visa könnte die breite Akzeptanz von Krypto-Zahlungen im Alltag steigern. Diese Partnerschaft ermöglicht es Nutzern in den USA und der EU, Kryptowährungen in Echtzeit auf ihre Visa-Debitkarten zu übertragen und sofort für Zahlungen zu verwenden. Dies bedeutet, dass Nutzer ihre Krypto-Assets wie Bitcoin oder Ethereum direkt in Fiat-Währungen umwandeln können, um alltägliche Einkäufe zu tätigen – ohne die üblichen Verzögerungen, die mit Krypto-Transaktionen verbunden sind.

Durch diese Zusammenarbeit können Verbraucher ihre digitalen Vermögenswerte direkt von ihren Coinbase-Konten aus verwalten und bei Millionen von Händlern weltweit ausgeben, die Visa akzeptieren. Dies senkt die Barrieren für den Einsatz von Kryptowährungen erheblich und macht es einfacher, Krypto als Zahlungsmittel in das tägliche Leben zu integrieren.

Auch für Händler ergebe sich dadurch Vorteile: Sie müssen keine speziellen Krypto-Zahlungssysteme implementieren oder sich mit der Volatilität von Kryptowährungen auseinandersetzen, da die Umrechnung in Fiat-Währung automatisch erfolgt. Dies könnte dazu beitragen, dass mehr Unternehmen bereit sind, indirekt Krypto-Zahlungen zu akzeptieren, da sie über vertraute Zahlungssysteme wie Visa abgewickelt werden.

Diese Kooperation zeigt deutlich das Potenzial von Kryptowährungen als Zahlungsmittel und könnte den Weg für weitere Innovationen in diesem Bereich ebnen. Durch die Integration von Krypto in bestehende Zahlungssysteme wie Visa wird es für Verbraucher immer einfacher und attraktiver, digitale Währungen im Alltag zu nutzen – ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Massenadoption von Kryptowährungen.

Fazit

Die jüngsten Entwicklungen zeigen eindeutig: Krypto Payments sind auf dem besten Weg sich im Mainstream zu etablieren. Die wachsende Akzeptanz von Stablecoins und die Integration von Kryptowährungen in bestehende Zahlungssysteme durch Unternehmen wie Stripe, Ingenico, Crypto.com und Visa verdeutlichen, dass die Infrastruktur für Krypto-Zahlungen immer robuster und benutzerfreundlicher wird. Besonders Stablecoins spielen dabei eine zentrale Rolle, da sie die Volatilität traditioneller Kryptowährungen umgehen und somit eine stabilere Grundlage für alltägliche Transaktionen bieten.

Eine Frage bleibt jedoch: Wie werden traditionelle Banken in dieses neue Zahlungsökosystem eingebunden? Während Zahlungsdienstleister und Krypto-Plattformen zunehmend die Führung übernehmen, müssen Banken überlegen, wie sie ihre Rolle im Zahlungsverkehr der Zukunft definieren. Können sie durch Partnerschaften mit Krypto-Unternehmen oder durch eigene Blockchain-Initiativen wettbewerbsfähig bleiben? Oder droht ihnen langfristig eine Marginalisierung im Bereich der digitalen Zahlungen? Klar ist, dass Banken sich anpassen müssen, um in einer Welt, in der Krypto-Zahlungen immer alltäglicher werden, weiterhin relevant zu bleiben.

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